Der Radarfilm des 19. Juli 2005

Spezial, 17.02.2006

Was ist an den Radarbildern des 19. Juli 2005 so merkwürdig?

Hier sehen Sie den Radarfilm des 19. Juli 2005 von 13:00 bis 17:30 Uhr Mitteleuorpäische Sommerzeit. Im Film sieht man zum Start um 13:00 Uhr erste leichte Echos des merkwürden 'Regengebietes' über dem Ijsselmeer in den Niederlanden. Auffällig ist auch die sehr gerade, streifenförmige Struktur des Wolkenbandes.

Ab 12 Uhr verstärken sich die Radarechos im deutsch-niederländischen Grenzgebiet immer mehr (blaue und rote Farben) und erreichen Stärken, die normalerweise nur von starken Regenwolken erreicht werden. Doch dann geschieht das Merkwürdige: Die Reflektionen werden immer schwächer, der Streifen 'verlängert' sich jedoch immer mehr, reicht schließlich sogar von der Nordseeküste bis ins Sauerland hinein.

Während alle anderen Schauerwolken (zum Beispiel über Schleswig-Holstein, Thüringen oder der Lüneburger Heide) durch die Sonneneinstrahlung dieses Juli-Nachmittags immer weiter verstärkt werden, nimmt die Intensität der seltsamen 'Schauerwolken', aus denen wie gesagt kein Regen fiel, immer weiter ab.

Die bisher einzige plausible Erklärung ist, dass über der Nordseeküste in einer Höhe von etwa 4 Kilometern Partikel ausgesetzt wurden, die groß genug waren, dass sie die Strahlen des Wetterradars reflektieren konnten. Diese Substanzen sanken langsam in der Atmosphäre ab, so dass sie über dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet genau auf 'Augenhöhe' bzw. in der vom Radar gemessenen 'Wetterschicht' die größten Reflektionen auslösten. Später sanken die Partikel unter die Messhöhe des Radars, so dass schwächere Reflektionen durch die noch verbliebenen Partikel erzeugt wurden.

Wissenschaftler verschiedener Institutionen (unter anderem des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr und des Deutschen Wetterdienstes und auch des niederländischen Wetterdienstes KNMI) haben in einer ausführlichen Untersuchung, die von der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft veröffentlicht wurde, sämtliche anderen denkbaren Ursachen ausschließen können. Mit Computermodellen wurde die Entwicklung des 'Wolkenbandes' zurückverfolgt und als Ausgangspunkt ein Gebiet zwischen der Küste der Niederlande und Großbritannien ausgemacht.

Interessant ist auch der Zeitpunk des Erscheinens des 'Regengebietes': Wie man auf dem Radarfilm erkennen kann, zogen vorher immer wieder Schauer von West nach Ost über die Niederlande und Deutschland hinweg. Wir vermuten, dass die Partikel hinter den Schauern ausgesetzt wurden, um die Radarechos sie als 'Nachfolger' des natürlichen Wettergeschehens zu tarnen.
  Michael Klein
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