Spezial, 27.06.2018
Fidele Brasilianer, müde Engländer - welche Nationen bei WM-Spielen besonders temperaturfühlig sind.
Trainingslager in dünner Bergluft oder die Anreise schon Wochen vor dem Spiel zur Anpassung an das Klima des Spielortes. Das Wetter spielt in den Strategien der Fußballtrainer schon seit langer Zeit eine große Rolle.
Nicht ohne Grund, wie von uns untersuchte WM-Spiele der vergangenen 50 Jahre aufzeigen konnten. Denn je nach Temperatur werden die Mannschaften aggressiver, faulen mehr und bekommen mehr rote Karten! Oder sie werden ruhiger, kassieren weniger Strafen.
Besonders auffällig ist dieser Zusammenhang übrigens bei den wärmeerprobten Brasilianern: Mit steigenden Temperaturen werden sie auf dem Platz immer "cooler", bekommen weniger gelbe und rote Karten.
Auch die Briten faulen bei steigenden Temperaturen immer weniger, auch wenn dies wohl nicht mit den tropischen Temperaturen auf der Insel als vielmehr mit Ermattung zu tun haben wird. Die "Three Lions" werden bei Temperaturen ab 25 Grad sogar regelrecht faul, wie unsere Untersuchungen zeigten. Ab der Temperaturschwelle "Sommertag" schießen sie immer weniger Tore, gelbe und rote Karten gibt es dann so gut wie gar nicht mehr.
Ein Beispiel war das zweite Finalrundenspiel zwischen England und Deutschland bei der WM '82 in Spanien. An diesem 29. Juni war es im Spielort Madrid brütend heiß, es herrschten Temperaturen um 36 Grad C. Die Spieler agierten dementsprechend träge, schossen weder ein Tor noch sammelten sie auch nur eine einzige der wenig begehrten Karten.
Auch bei heißen 33 Grad C ein paar Tage später gegen Spanien gab es kein Tor und nur eine gelbe Karte. Bei angenehmeren 22 Grad C drehten die Briten am 30.6.1998 in Saint-Etienne dagegen so richtig auf: Der Schiedsrichter musste beim Spiel gegen Argentinien ganze sechs Mal in seine Hemdtasche greifen und eine gelbe Karte herausziehen!
Und unsere Mannschaft?
Die Deutschen zeigten sich in der WM-Geschichte als sehr hitzebeständig. Genau wie bei den Franzosen konnten wir keine Veränderungen bei der Anzahl der gelben und roten Karten in Abhängigkeit vom Wetter finden.
Im Gegensatz zu den Briten macht die deutsche Mannschaft also auch bei drückender Hitze nicht schlapp. So „schafften“ die Deutschen bei heißen 39 Grad C am 8.7.1982 in Sevilla immerhin drei gelbe Karten. Dass den Deutschen gleichzeitig der Sieg in diesem Halbfinalspiel gegen Frankreich gelang, ist da schon fast nebensächlich - zumindest für die Untersuchung aus meteorologischer Sicht.
Angesichts dieser Ergebnisse können wir also von einem weiteren Standpunkt aus auf ein Weiterkommen unser Elf während dieser WM hoffen, denn vor allem in den südlich gelegeneren Spielorten (Rostow, Wolgograd, Samara, Saransk und Kasan) sind aktuell Hochsommertemperaturen angesagt.
Die "Hitzebeständigkeit" der deutschen Nationalmannschaft ist bei gefühlten Temperaturen über 30 Grad C heute in Kasan sicherlich ein Vorteil.
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