aktuell, 24.06.2004
Das aktuelle Sturmtief "Yasna" zieht langsam über die Nordsee hinweg. Es hatte sich vor zwei Tagen über dem Atlantik gebildet.
Eigentlich ist es ungewöhnlich, daß sich im Sommer Sturmtiefs bilden, da die Vorraussetzungen für die Entwicklung solcher Tiefs eher in der kühleren Jahreszeit gegeben sind.
Die Bildung eines Tiefs hängt direkt mit den Temperaturgegensätzen zwischen warmer Subtropikluft und kalter Polarluft zusammen. An der Grenze der beiden Luftmassen, die sich rund um den 45-60 Breitengrad auf beiden Halbkugeln zusammenballt, bildet sich ein Starkstromband, der Jetastream.
In großem Höhen kann dieser nur 50-200 km breite und bis zu 10000 km lange starke Wind 200-300 m/s erreichen. Dieser W-O-Wind ist eine direkte Folge der Temperaturgegensätze durch die Luftmassen.
Strömungstheoretisch läßt sich zeigen, daß so eine starke Strömung nicht stabil nach W-O wehen kann, sodern fluktuiert. Daher bilden sich Zonen in den Luft auseinanderströmt und Zonen in denen Luft konvergiert. In den Zonen der Divergenz (Auseinanderströmens)in diesen Höhen (zwischen 5 und 10 km Höhe) wird Luft aus bodennähe zum Aufsteigen gezwungen und unter Umständen kann sich daraus ein Tiefdruckgebiet entwickeln. Zum Sturmtief wird ein Tiefdruckgebiet, wenn über längere Zeit über dem Ozean das Auseinaderströmen anhält, was direkt mit der Stärke der Temperaturgegensätze zwischen den beiden Luftmassen (Subtropikluft und Polarluft) zusammenhängt.
Über Land lösen sich die Tiefs und Sturmtiefs rasch wieder auf.
In Fall des Tiefs "Yasna" war für diese Jahreszeit der Temperaturgegensatz in den Höhen über dem Atlantik, westlich der Britischen Inseln, während der letzten Tage stark, so daß sich ein stark ausgeprägtes Starkwindband mit folgender Tiefdruckentwicklung bilden konnte. Im Sommer ist dies in Mitteleuropa nicht sehr häufig, da die Temperaturgegensätze zwischen Subtropen und Polargebieten geringer sind.