Zwar sind die Niederschlagsmengen der letzten Tage bei weitem nicht mehr so hoch wie noch vor einer Woche, dennoch kommt es nach wie vor zu Überschwemmungen und vielerorts laufen Keller und Garagen voll.

Dies liegt vor allem an der Wassersättigung der Böden. War vor weniger als einem Monat noch die Trockenheit ein großes Problem in der Land- und Forstwirtschaft, können die Böden sich nun vor lauter Wasser kaum noch retten. Viele Böden sind inzwischen vollständig wassergesättigt und können keine weiteren Niederschläge mehr aufnehmen und versickern lassen. Dieser natürliche Airbag ist dementsprechend zurzeit abgeschaltet. Stattdessen fließen die Wassermassen ohne Verzögerung an der Oberfläche ab und bilden in Sekundenschnelle Flutwellen, die über Straßen und Felder schießen.

Die untenstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Bodenfeuchtigkeit seit Ende Mai. Mit Hilfe des Lysimeters lässt sich die Wasserbilanz eines Bodens sehr genau ermitteln. Dazu wird ein Stück Boden immer wieder gewogen. Mit zunehmender Wassersättigung des Bodens steigt auch das Gewicht.

Die Folge sind jedoch nicht nur vollgelaufene Keller und Unterführungen, auch die Böden und Felder leiden selbst unter der aktuellen Witterung. Die Bodenpartikel verlieren ihre Kohäsion untereinander und die Scherfestigkeit der Böden sinkt. Auftreffende Regentropfen können somit problemlos einzelne Partikel aus dem Boden lösen, die anschließend von den Fluten mitgerissen werden. Es kommt zur Erosion und die Böden verlieren ihre nährstoffreichen Schichten.

Und vorerst ist auch keine Besserung in Sicht. Bis Freitag Abend werden in Teilen Deutschlands bis zu 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet. Vor allem der Südwesten und Teile Nordwest- und Nordostdeutschlands sind betroffen. Aufgrund der bereits angespannten Lage ist auch dann wieder mit Sturzfluten auf Straßen und Feldern und vollgelaufenen Kellern zu rechnen.