aktuell, 30.09.2021
Warum sich Tornados (bis jetzt) noch nicht vorhersagen lassen.
Etwa sechs Wochen nachdem ein verheerender Tornado Teile der Gemeinde Großheide in Ostfriesland verwüstete, hat gestern erneut ein Wirbelsturm den Norden Deutschlands heimgesucht: Gegen 18 Uhr zog ein Tornado über die Kieler Kiellinie, deckte Dächer ab und schleuderte mehrere Ruderer, die sich zum Zeitpunkt auf einem Steg befanden, in die Förde. Laut aktueller Angaben gab es vier Schwer- und mehrere Mittel- und Leichtverletzte.
Wie bei Tornados üblich, war es auch beim Kieler Tornado nicht möglich, die Bevölkerung rechtzeitig zu. Radarbilder ermöglichen es bis dato aus technischer Sicht nicht, Wirbelstürme dieser Art mit genügend Vorlaufzeit aufzuspüren - hierzu bräuchte es eine Auflösung von 50 Metern oder darunter. Die Tornadorüssel sind häufig sehr klein, oftmals nur wenige hundert Meter. Mit Weiterentwicklung der Radartechnik könnte in etwa zehn bis zwanzig Jahren die Auflösung aber deutlich gesteigert und die Vorhersagbarkeit verbessert werden.
Tornados enstehen durch gewöhnliche Schauer- und Gewitterwolken - von 200 bis 300 Gewitterwolken entwickelt in etwa eine einen Tornadoansatz.
Pro Jahr gibt es hierzulande etwa 50 Tornados; der Sommer ist dabei grundsätzlich die tornadoreichste Zeit. Die Nord- und Ostsee sind häufig auch noch im September warm, daher besteht gerade hier auch über den Sommer hinaus noch ein erhöhtes Tornadorisiko. Die Vorraussetzungen für die Bildung eines Wirbelsturms bzw. Tornados: Unten warm, oben sehr kalt und konvektive Strömung.
Der schlimmste Tornado wütete in Deutschland übrigens bereits am 10.07.1968: Nahezu das gesamte Stadtgebiet Pforzheims wurde von einem 130 km langen F4-Tornado zerstört. Gebildet hatte er sich abends nach einem sehr heißen und schwülen Tag - die Zugbahn betrug damals etwa 27 km.
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