aktuell, 29.10.2025
Kritische Infrastruktur unter Druck: Wie sicher sind unsere Staumauern im Konfliktfall?
In Mitteleuropa gibt es je nach Definition um die tausend Stauseen. Diese Wasserspeicher spielen eine zentrale Rolle für Energiegewinnung, Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz – insbesondere in Zeiten steigender Temperaturen und zunehmender Trockenperioden.
Doch ihre strategische Bedeutung birgt auch erhebliche Risiken: In militärischen Konflikten können gezielte Angriffe auf Staumauern katastrophale Folgen haben. Nur eine einzige Sprengung kann verheerende Flutwellen auslösen und ganze Täler verwüsten.
Bereits im Zweiten Weltkrieg waren Staumauern ein bevorzugtes Ziel militärischer Angriffe – etwa die Edertalsperre, deren Zerstörung 1943 zu schweren Überschwemmungen führte. Auch heute geraten solche Bauwerke zunehmend ins Visier: In der Ukraine und in Russland wurden in den vergangenen Jahren mehrere Staudämme angegriffen oder beschädigt.
Wie gravierend die Folgen eines Bruchs sein könnten, zeigt ein fiktives Beispiel der Wahnbachtalsperre bei Siegburg (NRW). Sollte die Staumauer hier brechen, würden gewaltige Wassermengen das Siegtal überfluten und erhebliche Schäden anrichten. Je nach Bruchstelle entstünde eine massive Flutwelle, die sich schnell ausbreitet. Eine sofortige Evakuierung der betroffenen Gebiete – darunter Teile von Siegburg, Troisdorf und Hennef – wäre unumgänglich.
Drohnenschwärme und Sprengstofftaxis
Die technologische Entwicklung verschärft die Bedrohung zusätzlich: Die Traglast moderner Drohnen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht (s. Grafik).
Selbst kleinere Modelle können inzwischen schwere Lasten über weite Distanzen tragen und sind aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit nur schwer abzufangen.
Die russische Geran-3 kann so bereits Lasten bis zu 300 Kilogramm transportieren und Geschwindigkeiten von 600 bis 700 km/h erreichen.
Hinzu kommt die zunehmende Fähigkeit zur Schwarmsteuerung, also das gleichzeitige, koordinierte Lenken mehrerer Drohnen auf ein gemeinsames Ziel. Eine solche Angriffswelle könnte selbst hochmoderne Abwehrsysteme überfordern.
Ein effektiver Schutz der rund 500 Stauseen und -mauern in Deutschland vor solchen Angriffen erscheint derzeit kaum realistisch.
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