aktuell, 25.09.2005
Hurrikans, Taifune, Waldbrände, Dürren und Hochwasser. War der Sommer 2005 ein Sommer der Katastrophen?
Die Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) hat eine Bilanz des Sommers 2005 zusammengetragen und betont, dass die verheerenden Auswirkungen der Unwetter oft von Menschen provoziert wurden. Ein Großteil der Schäden sei auf den Klimawandel, die Trockenlegung von natürlichen Überflutungsflächen und die Verschwendung von Trinkwasser zurückzuführen. Der zu Ende gehende Sommer könne ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre sein.
Bild WWF
Brände
Die heiße Jahreszeit begann mit Bränden im Mittelmeerraum Allein in Portugal brannte eine Fläche von rund 250.000 Hektar, und noch immer lodern die Feuer. Damit setzt sich ein Trend fort, der schon in den vergangen Jahren zu beobachten war. Eichenwälder werden abgeholzt, um Platz zu schaffen für Eukalyptus- und Pinien-Plantagen – diese Monokulturen aber sind viel anfälliger für Brände als natürliche Wälder.
Besondere stark wüteten die Brände im Rekordsommer 2003. Damals standen in ganz Europa 740.000 Hektar in Flammen. Der WWF kritisiert, dass nach wie vor die Ursachenbekämpfung vernachlässigt werde. Eine Studie des WWF Spanien zeigt, dass weit über 90 Prozent der Brände gelegt oder durch Fahrlässigkeit entstanden sind. In anderen Mittelmeerländern bietet sich ein ähnliches Bild.
Dürre
Erschwerend kam in diesem Jahr die lang anhaltende Trockenheit hinzu, die längst nicht überstanden ist. Betroffen waren vor allem Portugal, Spanien sowie der Westen Frankreichs. Einige Regionen leiden unter der schlimmsten Dürre seit 200 Jahren. Der Auslöser für die Misere ist der ausgebliebene Regen, doch die Ursachen liegen tiefer: Rund 80 Prozent des Wassers in der Region verbraucht die Landwirtschaft. Trotz der Trockenheit werden im Mittelmeerraum mehrere Millionen Hektar Ackerfläche mit unangepassten Techniken künstlich bewässert. Neben der Intensivlandwirtschaft tragen wachsenden Touristenströme zur Verschärfung der Wasserknappheit bei. Bis 2025 sollen jährlich 655 Millionen Reisende ihren Urlaub am Mittelmeer verbringen, doppelt so viel wie bisher. Diese Prognose wirft schwer wiegende Probleme auf, denn Swimmingpools, Hotels und Golfplätze benötigen Unmengen an Wasser.
Überschwemmungen
Während der Süden und Westen Europas unter der Dürre ächzten, wurden der Osten und die Alpenländer von schweren Überschwemmungen heimgesucht. In Deutschland verlief das Hochwasser noch vergleichsweise glimpflich. Auch wenn nicht überall Rekordpegelstände registriert wurden, fällt doch auf, dass sich die Fluten häufen. „Deutschland erlebt die dritte Jahrhundertflut in sechs Jahren“, betont Peter Prokosch vom WWF. Die hohen Schäden seien darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen 150 Jahren rund 80 Prozent der natürlichen Überflutungsflächen trocken gelegt oder bebaut worden seien. Diesen Trend gelte es umzukehren. Noch schwerer als Deutschland erwischte es den Osten Europas: Rumänien wurde gleich von vier Flutwellen heimgesucht, die fast 60 Menschen das Leben kosteten und Schäden in Milliardenhöhe hinterließen. Rekordpegelstände registrierte man auch in Bulgarien. Mehrere Fluten forderten mehr als 20 Todesopfer. Der WWF befürchtet, dass die Zahl schwerer Hochwasserkatastrophen durch den Klimawandel zunehmen wird. „In dieser Situation müssen die internationalen Klimaschutzbemühungen noch intensiviert werden, um zu tief greifenden Reduktionen der klimaschädlichen Treibhausgase nach 2012 zu kommen“, so Peter Prokosch.
Wirbelstürme
Einen Klimaeinfluss vermutetet man ebenfalls bei den Wirbelstürmen. Der Hurrikan „Katrina“ hat die zerstörerische Kraft dieser Stürme nachdrücklich vor Augen geführt. „Katrina“ hinterließ mehr als 500 Tote und einen geschätzten Schaden von über 150 Milliarden Euro. Von der Weltöffentlichkeit weniger wahrgenommen, aber ebenfalls heftig, schlug eine Reihe von Taifunen in China zu. Mehr als ein Dutzend Wirbelstürme verwüsteten die chinesische Ostküste, forderten mehr als 150 Tote und trieben Millionen in die Flucht. Es bestehen zwar Unsicherheiten, ob die Zahl solcher Zyklone steigt; aktuelle Studien gehen aber davon aus, dass ihre zerstörerische Kraft durch die globale Erwärmung zunimmt.
Fazit
„Die Bilanz fällt düster aus“, fasst der WWF Deutschland den Katastrophensommer zusammen. Es sei zu befürchten, dass dieser kein Einzelfall bleibe. Die Hurrikansaison sei längst nicht vorüber, wie der neue Hurrikan „Rita“ zeige, und auch in Herbst und Winter könnten schwere Überschwemmungen zuschlagen. Zugleich machten die Verwüstungen deutlich, dass es weit preiswerter sei, vorsorgend in Klima- und Naturschutz zu investieren, als Katastrophenschäden zu beseitigen. Wenn diese Lehre aus den vergangenen Monaten gezogen werde, sei das zumindest ein erster Schritt.
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