Infektionseindämmung um jeden Preis?

aktuell, 15.05.2020

Warum die Schließung von Freibädern im Sommer 2020 fatale Folgen haben könnte.

Je nach Stadt, Kreis und Bundesland verwehren viele Freibäder in diesem Sommer ihren Besuchern den Zutritt. Dort, wo eine Abkühlung erlaubt sein wird, müssen von den Besuchern wohl strenge Hygieneregeln eingehalten werden.

Die vollständige Schließung von Freibädern ist unter mehreren Gesichtspunkten als kritisch anzusehen. Die Verbreitung des Virus über das chlorhaltige Badewasser ist, so teilen es auch viele Gesundheitsexperten, sehr unwahrscheinlich. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht, wie etwa auch in den bereits wieder geöffneten Geschäften, vor allem dann, wenn die Abstandsregeln nicht eingehalten werden.

 Bild: Achim Otto

Die Suche nach Alternativen zum Freibad ist ein weiterer Risikopunkt, der Kommunen, die an der Freibadschließung in diesem Sommer festhalten, noch böse auf die Füße fallen könnte. Denn wer in heißen Sommern Abkühlung sucht, der findet sie auch. Und wenn nicht im von Rettungsschwimmern beaufsichtigten Freibad, dann eben in Flüssen, Seen, Weihern oder an den Küsten. Diese bergen für Schwimmer ein deutlich höheres Ertrinkungsrisiko, etwa durch Strömungen oder Sog. Von 417 Badetoten im Jahr 2019 ertanken so 87% in Binnengewässern, also Seen, Kanälen oder Flüssen. (Quelle: DLRG)

Zudem kommt noch der Wetterfaktor, der bei der jährlichen Zahl der Badetoten eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Meist stellt es sich wie folgt dar: Je schöner, heißer und länger der Sommer desto mehr Menschen ertrinken. Mit einem insgesamt leicht wechselhaften Sommer 2019 ist so auch der Rückgang der Badetoten im Vergleich zum Rekordsommer 2018 zu erklären (-17,3 %).

Wie heiß und lang der Corona-Sommer 2020 wird, steht - wie vieles andere auch - noch in den Sternen. Sollten wir es mit einem intensiven Sommer zu tun bekommen, der den Menschen nur eingeschränkt das Baden in beaufsichtigten Bereichen erlaubt, dürfte die Zahl der Badetoten aus dem Jahr 2019 nicht mehr zu halten sein. Es wäre ein hoher Preis, der für Hygiene gezahlt werden muss.

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