Neue Energien, 08.10.2014
Kommt nun endlich ein Verbot der Plastiktüte?
Die EU und ihre Mitgliedsländer sind von einem Plastiktütenverbot noch weit entfernt. Anstatt ein vollständiges Verbot von Plastiktaschen in allen EU-Ländern anzuvisieren wird in guter alter EU-Manier zunächst "munter abgestuft", die Entscheidung eines Verbotes den Mitgliedsstaaten überlassen. Plastiktüte ist für die EU nicht gleich Plastiktüte - unterschieden wird hier anhand der Materialstärke des Plastiks. Neben der "normal dicken" Plastiktüte wird die "leichte" und die "sehr leichte" Tüte kategorisiert. Der Verbrauch der "mitteldicken" soll nach EU-Plänen in den kommenden drei Jahren halbiert werden. Aha...
In den USA ist man derweil schon einen Schritt weiter. Als erster Staat der USA verbietet Kalifornien ab 2015 die umweltfeindlichen Einwegtüten.
Die Mentalität, Einkäufe direkt in Plastiktüten zu packen, ist auf dem amerikanischen Kontinent mindestens ebenso verbreitet wie in Europa. Nach ihrer durchschnittlich 25-minütigen Lebensdauer gesellen sich die Tüten nicht selten zu den restlichen 140 Millionen Tonnen Müll in unseren Weltmeeren. Dort ist Plastik, welches zum vollständigen Abbau etwa 450 Jahre benötigt, mit stolzen 70 % vertreten. Die Auswirkungen auf die Pflanzen und Tierwelt sind erschreckend, so befinden sich laut Untersuchungen bei etwa 95 % aller Nordseevögel Plastikreste in den Mägen.
In Deutschland verursachen die Tüten, die aus fossilem Rohöl hergestellt werden, Jahr für Jahr etwa 100.000 Tonnen Plastikmüll. Und auch die CO2-Bilanz der Tüten ist verheerend: Weltweit werden pro Jahr etwa eine Billion (!) Plastiktüten produziert. Produktion, Herstellung, und Transport bringen es in der Masse dann auf 30,97 Millionen Tonnen Kohldioxidausstoß.
Auch wenn der Deutsche mit einem jährlichen Plastiktütenverbrauch von 71 pro Kopf deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt (198), ist sich auf dieser Zahl keinesfalls auszuruhen. Alternativen zur Plastiktragetasche gibt es nämlich - wenn auch nicht viele.
"Ökologisch abbaubare", "nachhaltige" und "kompostierbare" Tragetüten aus nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Zuckerrohr), wie sie etwa im Sortiment großer Lebensmittelkonzerne zu finden sind, stehen in ihrer Umweltbilanz im Vergleich zu den herkömmlichen Plastiktüten laut Untersuchungen häufig sogar noch schlechter da. Hier lohnt sich das Zugreifen bei einem meist noch höheren Preis pro Tüte in keinem Fall.
Stehend an der Kasse bleibt dann meist nur noch die zwar unbequemer zu tragende und schneller reißende, dafür aber deutlich umweltschonendere Papiertragetasche. Oder man macht es wie die früheren Generationen und bringt seinen immer wieder verwendbaren Einkaufskorb mit. Denn damals ging es auch ohne Plastiktüte.
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