Siebenschläfer, wie verläuft der Restsommer?

aktuell, 26.06.2024

Was es mit dem Siebenschläfertag auf sich hat und was das für weiteren Sommerverlauf in diesem Jahr bedeuten könnte.

Um eines vorwegzunehmen: Das possierliche nachtaktive Nagetier, welches stark an ein graues Eichhörnchen erinnert, hat mit dem berühmt-berüchtigten Siebenschläfertag rein gar nichts zu tun.

Die Sieben Schläfer von Decius
(Gemälde aus dem 14. Jahrhundert)

Vielmehr hat der Stichtag seinen Namen einer alten Legende zu verdanken: Als der römischen Kaiser Gaius Messius Quintus Traianus Decius im 3. Jahrhundert n. Chr. auf blutige Weise Christen verfolgen ließ, suchten auch sieben Gläubige Schutz. Sie flohen in eine versteckte Berghöhle, wurden hier aber entdeckt und lebendig eingemauert. Den Tod fanden sie nicht, stattdessen schliefen sie der Legende nach 195 Jahre. Als man die sieben Christen dann am 27.06.446 fand, erwachten sie zunächst aus ihrem langen Schlaf; nachdem sie ihren Glauben an die Auferstehung der Toten bezeugt hatten, starben sie dann aber nach kurzer Zeit.

Wie bei allen anderen Bauernregeln, gilt es auch beim Siebenschläfer, nicht nur den Stichtag selbst, sondern den engeren Zeitraum vor und nach dem Stichtag in die Prognose miteinzubeziehen.

Richtig müsste die bekannteste Version der Siebenschläferregel daher lauten:

"Regnet es um den Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag."

 

Stellt man die Regel auf den Prüfstand, wird schnell klar, warum sie jedes Jahr in aller Munde ist - vor allem für die Mitte und den Süden Deutschlands hat sie eine ungewöhnlich hohe Trefferquote!

Diese wird nochmals übertroffen, wenn man die Bauernregel für die erste Juliwoche anwendet; denn nach der gregorianischen Kalenderreform (1582) wäre der Siebenschläfertag heute eigentlich der 7.7.

Vergleicht man das Wetter der ersten Juliwoche mit dem der folgenden sieben Wochen, ergeben sich, je nach Region, Übereinstimmungen von bis zu 90 %. Heißt: In 9 von 10 Jahren stimmt das Wetter in der ersten Juliwoche mit dem der folgenden sieben Wochen überein.

Bild: Achim Otto

Zurückzuführen ist diese Treffergenauigkeit auf die vom Jetstream, dem  Starkwindband der mittleren Breiten, abhängige Großwetterlage. In den meisten Jahren stabilisiert sich diese zwischen Ende Juni und Anfang Juli kurzzeitig.

Siebenschläfer - wie wird der weitere Sommer 2024?

Das Wichtigste zum Schluss: Die Computermodelle sind sich aktuell noch ein wenig uneins, wie es in den kommenden und für die Siebenschläferregel relevanten Tagen weitergeht.

Fest steht: Nach einigen teils hochsommerlichen Tagen wird es spätestens zu Beginn der neuen Woche nicht nur wieder deutlich kühler (Höchstwerte am kommenden Montag verbreitet nur noch um 20 Grad) sondern auch  wechselhafter.

Die Tiefdruckphase um den Monatswechsel herum spricht laut der Siebenschläferregel also nicht für einen "Topsommer 2024".

Dennoch: Neuer Hochdruckeinfluss in der ersten Juliwoche ist noch nicht ganz vom Tisch - bis spätestens 10. Juli sollte es für beständiges Sommerwetter dann aber schon aufwärts gehen.

 

Mehr zur Siebenschläferregel und dem Wahrheitsgehalt einer Vielzahl weiterer Bauernregeln finden Sie auch im Buch "Stimmen Bauernregeln wirklich?" von donnerwetter.de-Meteorologe Dr. Karsten Brandt:

"Stimmen Bauernregeln wirklich?", Karsten Brandt

Gebundene Ausgabe (2019), Bassermann, 144 Seiten

ISBN: 978-3-8094-4013-0

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