Meteorologie und Volkswirtschaft

Klima, 04.06.2015

Wer macht die schlechten Prognosen?

Mit Schrecken erinnere ich mich heute an die erste Stunde einer Begrüßungsvorlesung für die Volkswirtschaftsstudenten an der Universität Bonn Anfang der neunziger Jahre.

Der Professor sprach über Prognosen der Volkswirtschaft und nuschelte etwas von "gemachten Fehlern". Dann kam der große Moment: Die Wettervorhersagen, so schimpfte er, die seien ja noch viel schlechter.

Alle Jahre wieder finden sich genau diese vergleichenden Aussagen bei  Wirtschaftswissenschaftlern - und zwar bei den ganz prominenten Vertretern des Fachs. Übrigens: Umgekehrt  höre ich nur selten Vorwürfe von Meteorologen gegenüber Volkswirten.

Insbesondere bei der Kritik des Klimawandels wird mit schlechten Wettervorhersagen für die Unseriösität von Klimaforschern geworben.

Als Volkswirt UND Klimatologe muss ich mal klar Stellung beziehen: Es gibt kaum etwas peinlicheres, als die Prognosen für die Konjunktur. Keine einzige stimmte bislang.  Warum lasst Ihr es nicht einfach sein, Ihr Sachverständige und Konjunkturspezialisten?


Schon die Grundlage der scheinbaren Volksversteher mit dem alten homo oeconomicus passt nicht in die heutige Welt.

Alte Herren in grauen Anzügen, Damen sieht man da eher selten, spielen sich als Propheten über Geld- und Wirtschaftspolitik auf. Dabei ist das alles nur ein einzig großer Bluff; wirklich verstehen und erklären können diese "Wichtigtuer" nur hinterher.

Besonders perfide ist die Mathegeilheit dieser Zunft. Weil die Kollegen aus den Naturwissenschaften so schöne Modelle haben, brauchen wir natürlich auch welche. Ob stimmig oder nicht, werden dann kompliziertes Verfahren zum "Risikomanagement" eingeführt, die in der Finanzkrise alle versagten.

Es ist schon erstaunlich, dass wir das Wohlergehen von Milliarden von Menschen diesen Leuten überlassen..

Ich wünsche mir hier wirklich einen Wetterwechsel.

  Karsten Brandt
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