Klima, 18.10.2015
'Kopernikus-Projekte für die Energiewende' soll Anworten auf Fragen der Energiewende liefern.
Noch sind viele wichtige Fragen im Zuge der Energiewende nicht geklärt. Dabei werden Antworten auf diese Fragen dringend benötigt, um eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende gewährleisten zu können.
Daher hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung vor kurzem ein Förderprogramm mit dem Titel „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ gestartet. Im Rahmen dieses Programms sollen in den kommenden 10 Jahren bis zu 400 Millionen Euro in wissenschaftliche Projekte investiert werden, die zu einem Umbau der Energiewirtschaft beitragen.
Doch der erarbeitete Fragenkatalog des „Forschungsforums Energiewende“ ist lang. Eine von vielen Fragen, die die Wissenschaftler beschäftigt, ist zum Beispiel die nach einer höheren Speicherkapazität des Stromnetzes. Wird das Stromnetz in Deutschland lahmgelegt, beispielsweise durch einen Hackerangriff, reicht der Notstrom heute gerade einmal für 45 Minuten. Solche und ähnliche weitere Probleme sollen in den kommenden Jahr in den Griff bekommen werden.
Dafür werden durch das neu gestartete Förderprogramm hauptsächlich langfristig angelegte Großprojekte gefördert. Kurzfristige Projekte einzelner Hochschulen reichen laut der zuständigen Ministerin Johanna Wanka nicht länger aus. Diese werden weiter durch die „Hightech-Strategie“ der Bundesregierung gefördert.
Allerdings ist den Verantwortlichen auch bewusst, dass Ergebnisse und Antworten auf die offenen Fragen nicht in naher Zukunft schon zu erwarten sind. Bis 2035 lässt man der Wissenschaft Zeit, um den maximalen Beitrag zur Energiewende zu erreichen. Aufgabe der Wissenschaft ist es dabei nicht, eine allgemeingültige Lösung für den Umstieg auf saubere Energiegewinnung zu entwickeln. Viel mehr soll die Wissenschaft Optionen schaffen, denn überall auf der Welt wird die Energiewende auf verschiedene Art und Weise umgesetzt.
Dazu wird das Förderprogramm auf vier Forschungsprojekte mit den Themenschwerpunkten Energiespeicherung, Netzausbau, Industrieprozesse und Systemintegration angewendet.
Beim Thema Energiespeicherung steht vor allem die Frage nach der Umwandlung des überschüssigen Stroms im Mittelpunkt. Hier steht die Wissenschaft allerdings noch ganz am Anfang, da bisher kaum Wissenschaftler bereit waren, sich der extrem langwierigen Forschungsarbeit in diesem Bereich zu widmen. Dazu soll das neu gestartete Förderprogramm jetzt einen ersten Anreiz setzen.
Bis Anfang kommenden Jahres haben Wissenschaftler die Möglichkeit sich in Konsortien für die vier ausgeschriebenen Projekte zu bewerben. Anschließend sollen jährlich bis zu 10 Millionen Euro pro Projekt bis 2025 zur Verfügung stehen.
Dieses Budget soll mit zunehmendem Anwendungsbezug durch weitere Fördermittel des Wirtschafts- und Energieministeriums und Eigenmittel der Industrie weiter aufgestockt werden. Die Wirtschaft verspricht sich davon hauptsächlich verbesserte Chancen auf dem internationalen Markt und eine Stärkung Deutschlands als Standort für Innovationen.
Doch es gibt bereits erste Kritik am Inhalt der einzelnen Projekte. Im Rahmen der Forschung zu Industrieprozessen sollen auch die Möglichkeiten von flexibel betriebenen konventionellen Kraftwerken betrachtet werden. Dies würde einer Dekarbonisierung zunächst einmal widersprechen. Und auch die Fixierung auf langfristige Großprojekte findet nicht überall positiven Anklang. Mittelständische Unternehmen und Start-Ups würden dadurch außen vor gelassen werden. Hans-Josef Fell, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen, befürchtet, dass die Akteursvielfalt dadurch abgeschafft wird und der Prozess hin zu erneuerbaren Energien abgebremst wird.
Durch die langfristige Ausrichtung des Programms und die Komplexität der Fragestellungen dürfte wohl frühestens 2025 mit ersten wegweisenden Ergebnissen zu rechnen sein. Viel Zeit also für die Wissenschaft die passenden Antworten auf die gestellten Fragen zu finden und ihrem Anspruch als zentrale Stütze der Energiewende gerecht zu werden.
Redaktion Team-Info Team-Kontakt |