Erst zu viel, dann zu wenig

Klima, 31.05.2016

Auf den Monsun ist einfach kein Verlass mehr

Mal wieder steht der indische Raum aufgrund von verheerenden Wetterextremen im Fokus der Weltöffentlichkeit. Vergangene Woche wütete Zyklon "Roanu" über Sri Lanka und dem Süden Indiens, während sich im Norden Indiens die Lage aufgrund ausbleibender Niederschläge seit Wochen zuschärft.

Die Behörden registrierten bereits mehrere Hundert Tote. Insgesamt ist von der Dürre über eine halbe Milliarde Menschen betroffen. Viele haben keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser, da Brunnen, Flüsse und Seen ausgetrocknet oder mit Metallen oder Bakterien kontaminiert sind.

Neben einer folgenschweren Wassermisswirtschaft gelten vor allem extreme klimatische Bedingungen als Ursache für die aktuellen Verhältnisse. Der schwache Monsun der vergangenen beiden Jahre hat die Wasserreservoirs, Flüsse und Seen des Landes nicht ausreichend gefüllt und seit Wochen liegen die Temperaturen vielerorts bei über 40 Grad.

Kein Regen in Sicht

Lange und sehr warme Trockenphasen sind in Indien zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich. In fast jedem Jahr spitzt sich die Lage bis zum Eintreffen des Monsuns im Juni und Juli kontinuierlich zu. Die Landwirtschaft und auch das Ausmaß der Trockenheit im Frühjahr hängen maßgeblich von den wenigen regenreichen Wochen zwischen Juni und September ab. Bleiben die erwarteten ergiebigen Niederschläge, wie in den vergangenen beiden Sommern, aus oder liegen deutlich unter dem Durchschnitt, hat dies gravierende Folgen für die Bevölkerung.

Und die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte legt die Annahme nahe, dass die Anzahl trockener Jahre im Zuge des Klimawandels weiter steigen wird. Experten haben signifikante Abweichungen in der Häufigkeit und Intensität der Monsunereignisse beobachtet. Dies gilt nicht nur für den indischen Monsun, sondern auch für dessen Pedante in Australien und im Norden Afrikas. In den betroffenen Gebieten Afrikas haben die Niederschläge seit 1950 beispielsweise um etwa 20 Prozent abgenommen, während in Indien vor allem die Schwankungen zugenommen haben. Der Monsun hat seine Regelmäßigkeit verloren, stattdessen wechseln sich zu regenreiche und zu trockene Ereignisse ab.

In beiden Fällen bedeutet dies für die Landwirtschaft erhebliche Ernteausfälle, die sich auch in einem Land wie Indien, das mit großer Geschwindigkeit die Transformation zur Industrienation vollzieht, wirtschaftlich stark bemerkbar machen. Die Folgen für ein Land wie den Sudan, das in noch höherem Maße von landwirtschaftlichen Erträgen abhängig ist, sind dementsprechend kaum zu ermessen. Ohne ausreichend Wasser stößt schließlich jede Nation und Zivilisation an ihre Grenzen.

 
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