Klima, 04.10.2015
CO2-Konzentration in der Atmosphäre so hoch wie seit 800.000 Jahren nicht.
Vergangene Woche veröffentlichte die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG)erstmals seit 2007 eine Stellungnahme zum Thema Klimawandel.
Dafür taten sich fünf renommierte Professoren und Mitglieder der DMG zusammen und fassten, basierend auf dem neuesten Kenntnisstand, ein Statement zusammen, das einen Überblick über die aktuellen Forschungsergebnisse liefern soll, jedoch aufgrund der hohen Komplexität des Themas einzelne Aspekte nicht näher vertiefen kann.
Vieles deutet darauf hin, dass sich die Erwärmung der Erde fortsetzt.
Seit 1880 hat die Temperatur im globalen Mittel um 0,85 Grad Celsius zugenommen, in Deutschland sogar um 1,3 °C. Zudem werden überdurchschnittlich warme Jahre immer häufiger. Sieben der 10 wärmsten Jahre seit 1880 traten in Deutschland im neuen Jahrtausend auf und das vergangene Jahr 2014 geht sowohl deutschlandweit als auch global als wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn in die Geschichtsbücher ein.
Wie lange es seinen Platz an der Spitze verteidigen kann ist fraglich; bereits die erste Jahreshälfte 2015 brach auf globaler Ebene den bisherigen Wärmerekord.
Neben der Lufttemperatur sind vor allem die Ozeane ein wichtiger Indikator für die anthropogen bedingte Erwärmung der Erde. Seit Mitte der 1970er-Jahre haben die Meere etwa 90 Prozent der durch den Anstieg der atmosphärischen Treibhausgaskonzentration verursachten Erwärmung aufgenommen. Dementsprechend ist in den vergangenen Jahrzehnten ein kontinuierlicher Anstieg der Wassertemperatur der Meere in den oberen 2 Kilometern zu beobachten.
Trotz intensiver Diskussionen über die Ursachen des Klimawandels, insbesondere über die großen regionalen Differenzen, wird der menschliche Einfluss immer wahrscheinlicher.
Zuletzt hatte das IPCC in seinem 2014 erschienenen Weltklimabericht den Einfluss des Menschen als „dominante Ursache der globalen Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts“ als „höchst wahrscheinlich“ eingestuft. Durch menschliches Handeln ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit 1750 um fast die Hälfte gestiegen und hat damit ein Niveau wie seit mindestens 800.000 Jahren nicht mehr erreicht.
Zudem werden im Weltklimabericht mögliche Zukunftsszenarien anhand von Projektionen aufgestellt, die allerdings von einer Reihe verschiedener Parameter abhängig sind und deswegen hohen Unsicherheiten unterliegen. Diese Unsicherheiten zeigen sich auch in der projizierten globalen Erwärmung bis 2100. Demnach wird die Lufttemperatur auf globaler Ebene je nach Szenario um weitere 0,3 bis 4,8 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts ansteigen und sommerliche Hitzewellen in vielen Regionen der Erde tendenziell zunehmen.
Auch die Projektionen zum Anstieg des Meeresspiegels im Verlaufe des Jahrhunderts schwanken mit Werten zwischen 26 und 82 Zentimetern erheblich, da die Auswirkungen der Erwärmung auf die großen Wasserspeicher Grönland und Antarktis und deren Interaktion bis heute noch nicht vollständig erforscht und verstanden sind.
Auch Aussagen zur Entwicklung von Niederschlags- und Extremwetterereignissen sind mit hohen Unsicherheiten behaftet. Aufgrund der sehr großen räumlichen und zeitlichen Variabilität des Niederschlags ist es unmöglich, global gültige Aussagen zu treffen.
Während in einigen Regionen der Erde eine Zunahme der Niederschläge beobachtet wird (z. B. im Winter in Deutschland), nehmen diese in anderen Regionen ab. Allerdings sprechen in einigen Regionen Indizien für eine Zunahme der Extremwetterereignisse in Form von Starkniederschlägen oder Dürren, wohingegen für die Anzahl und Intensität der Sturmereignisse keine Tendenz erkennbar ist.
Zudem bleibt festzuhalten, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht nur auf die Umwelt beschränken. Auch ökonomische und gesellschaftliche Folgen sind längst zu spüren und werden in Zukunft weiter zunehmen. Stellvertretend aus einer langen Liste seien hier die zunehmenden Probleme in der Wasserversorgung - unter anderem auch in der Landwirtschaft - und die negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen durch sommerliche Hitzewellen zu nennen.
Selbst durch effektive Klimaschutzmaßnahmen auf globaler Ebene ließen sich viele der bereits beobachtbaren bzw. zu erwartenden Änderungen nicht mehr stoppen. Eine Anpassung der Gesellschaft und Politik an die sich verändernden Gegebenheiten ist demnach unabdingbar.
Auch wenn heute bereits viele Aspekte des Klimawandels intensiv erforscht werden, bleiben weiterhin zahlreiche Fragen offen, die es in den nächsten Jahren zu beantworten gilt.
Diese betreffen vor allem die Wechselwirkungen innerhalb des Klimasystems. Zudem beschäftigt die Wissenschaft auch vermehrt die Fragestellung, wie eine effektive und an die Forschungsergebnisse angepasste Klimapolitik auszusehen habe. Allerdings kann die Wissenschaft in Zukunft nicht die Rolle eines politischen Akteurs einnehmen, sondern muss viel mehr als sachorientierter Kommunikator zwischen Forschung und Politik dienen.
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