Zum Laufen geboren

Fit bei jedem Wetter, 22.05.2024

Buchbesprechung: Training for the Uphill Athlete

Die wichtigste Aussage des Buchs gleich vorweg: "Es gibt kein Rezept, welches jedem schmeckt.“

Die drei Autoren treffen in ihrem Werk Grundaussagen wie die Physiologie des menschlichen Körpers funktioniert und geben gleich Tipps mit, dieses Wissen sinnvoll einzusetzen. Wer Trainingspläne blind umsetzen will, ohne wirklich zu verstehen, wie der Körper funktioniert, wird den Erfolg schmälern oder gar ganz verhindern.

Die Evolution hat es uns mitgegeben: Laufen ist etwas absolut natürliches. Als Jäger und Sammler herrschte ein reger Wechsel von Knappheit und Überfluss; wobei die Zeiten des Überflusses eher kurz bemessen waren. Kalorien zu bekommen, war in der frühen Phasen der menschlichen Evolution ein hartes Unterfangen. Wer mit dieser Energiebilanz-Problematik am besten umgehen konnte, hatte die größten Chancen, seine Gene weiter zu geben.

Kurze Sprints, mittelange bis lange Läufe, aber auch große Märsche: Um Beute zu machen und essbares zu sammeln war das Schreiten an der Tagesordnung. Dafür sind wir gemacht! Dies begründet auch die "Fettepidemie" heute, zumindest teilweise: Für die Hungerphasen setzt der Körper Fett an, um in der Not daraus zu zehren.

Ausdauer ist ein Kampf gegen die Ermüdung, und Ermüdung ist eine Reaktion unseres Körpers auf eine Anstrengung. Der Ziel des Ausdauersportlers ist, diese Ermüdung so lange wie möglich hinauszuzögern oder abzuschwächen.

Je nach Laufart, Länge der Strecke etc. erfahren wir unterschiedliche Stärken der Ermüdung. Sie erfolgt durch Energieverlust, Anreicherung von Metaboliten im Körper oder durch ein reduziertes Motornervensignal.

Besonders dem Gehirn kommt als Zentralorgan eine wichtige Rolle zuteil: Es steuert die Ermüdungsprozesse und sortiert die Signale.

Das Buch erläutert detailliert den Stoffwechsel rund um ATP und die beiden Wege, wie ATP geniert wird, aerob und anaerob. Entscheidend für längere Strecken ein langes, eher wenig intensives Aufbautraining, um den Körper und den Stoffwechsel an Laufzeiten jenseits von zwei bis drei Stunden zu gewöhnen.

Wichtig dabei ist, laut der Autoren, das Training der langsamen Muskelgruppen zu fördern; also langsam im unteren Pulsbereich zu laufen, in dem man sich noch gut unterhalten bzw. durch die Nase atmen kann. Dafür dann aber so lange und regelmäßig wie möglich. Über ein, zwei und mehr Jahre werden dann - je nach Alter, Motivation und Gesundheitszustand - Marathon und andere Disziplinen möglich, die dann vernünftig erlaufen werden können.

Die Grundlagen des Buches wurden bereits durch Maffleton in der 1980er Jahren gelegt - er lehnte Intervalltraining für lange Strecken und Bergstrecken ab bzw. empfahl sie nur in einem geringen Umfang. Zunächst sollten die Grundlagen ausgebaut werden, welche bei den meisten Sportlern nicht ausreichend vorhanden sind.

Das etwa 400 Seiten fassende Werk in englischer Sprache ist mit seinen vielen farbigen Abbildungen eines der besten Lauffachbücher, welches ich je in der Hand hatte.

Buchinfo:

"Training for the Uphill Athlete: A Manual for Mountain Runners and Ski Mountaineers" (Steev House, Scott Johnston, Kilian Jornet)

Herausgeber: ‎ Ingram Publisher Services; Illustrated Edition

Taschenbuch, 379 Seiten, illustriert, ISBN: ‎ 978-1938340840

27,99 €

 

  Karsten Brandt
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