Fit bei jedem Wetter, 22.05.2017
Buchbesprechung: 'Toxische Männlichkeit' - ein großes Problem unserer Gesellschaft-
Jack Urwin legt eines der wichtigsten Bücher überhaupt vor. Er versucht "toxische Männlichkeit" zu erklären. Toxische Männlichkeit zeigt sich in den verschiedensten Ausprägungen - von der insgesamt geringeren Lebenserwartung von Männern, über Alkohol- und Drogenproblemen, mit denen das "starke" Geschlecht häufiger zu kämpfen hat, einer höheren Neigung zu Kriminalität und Führungsfetischismus bis hin zur Vorliebe für Extreme.
Der Autor erläutert seine privaten Erfahrungen von toxischer Männlichkeit als er den frühen und überraschenden Tod seines Vaters beleuchtet. Trotz starker Schmerzen in der Brust öffnete er sich vor seinem Tod weder seiner Familie noch Ärzten gegenüber.
Die wichtigste Phase für die Entwicklung "kranker" Männlichkeitsideale entwickelt sich während der Schulzeit.
Kinder ohne Selbstbewusstsein möchten alles vermeiden, um als Außenseiter dazustehen. Begriffe, die noch immer als Schimpfwörter auf Schulhöfen fallen, etwa "Schwuchtel" oder "Jude", werden von den Kindern gar nicht verstanden - dennoch aber im Unterbewusstsein registriert.
So gilt man als Junge schnell als unmännlich, nur weil man sich zu Männern hingezogen fühlt. Die Maulhelden der ersten Kindheitsjahre, die ihre eigene Unsicherheit mit so einem Blödsinn zu verdecken versuchen und mit ihrem Verhalten vielen Mitschülern und Kameraden als "Vorbild" herhalten, haben in ihrem späteren Leben einen erheblich negativen Einfluss auf die gesamte Gesellschaft.
Hier auf den Schulhöfen und an den Treffpunkten in der Freizeit wurzelt Nationalismus, Extremismus und die Neigung zu riskantem Konsum von Alkohol und Drogen. Besonders aus Schulen mit einem hohen Migrationsanteil kommen sehr viele falsche Vorbilder aus arabischen und nordafrikanischen Kulturkreisen, die ebenfalls vielfach eine krankhafte toxische Männlichkeit besitzen. Wichtig ist daher eine gute Durchmischung von Schichten, Ideen und Herkünften, um so falsche Ideale im Keim zu ersticken.
Ein gelungenes Leben kann nur dann funktionieren, wenn die toxischen Gefahren für Männer erkannt werden. Nur so kann eine weltoffene Gesellschaft entstehen und nur so reduzieren wir automatisch die Anzahl der Erdogans, Höckes und Trumps, die genau auf diese Machotraditionen setzen.
Boys don’t cry: Identität, Gefühl und Männlichkeit (Nautilus Flugschrift) von Jack Urwin
Taschenbuch: 232 Seiten
Verlag: Edition Nautilus GmbH;
ISBN: 978-3960540427
16,90 Euro
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